Entdecke die versteckten Hinweise in den ETF- Factsheets und triff intelligentere Investitionsentscheidungen
Beginne mit der Strategie
Da man nicht direkt in einen Index investieren kann, bilden ETFs seine Zusammensetzung für dich nach. Wenn du beispielsweise in einen SMI-ETF investierst, wird dein Geld im gleichen Verhältnis wie der Index auf diese 20 Unternehmen aufgeteilt.
In den Factsheets sind in der Regel eine Fondsbeschreibung und ein Abschnitt über die Anlageziele enthalten. Diese bieten einen prägnanten Überblick über die Funktionsweise des ETF und seinen Verwendungszweck. Überspringe diesen Abschnitt auf keinen Fall. Denn hier erfährst du, ob dein Geld in einen breiten Markt oder in einen speziellen Bereich fliesst.
Allerdings sind nicht alle ETFs, die denselben Index abbilden, identisch. Das bringt uns zum nächsten Punkt.
Gleicher Index, unterschiedliche Erfahrungen!
Total Expense Ratio (TER): Die TER bezeichnet die jährlichen Kosten des ETFs und wird direkt von seiner Performance abgezogen. Diese Kosten werden nicht gesondert ausgewiesen, da sie bereits in die Rendite eingerechnet sind. Eine niedrigere TER bedeutet in der Regel eine geringere Belastung der Performance, aber eine hohe TER ist nicht zwangsläufig ein Hinweis auf einen schlechten ETF. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle.
Replikationsmethode: Einige ETFs bilden einen Index vollständig ab, indem alle darin enthaltenen Aktien gekauft werden, und bieten so eine hohe Genauigkeit und Transparenz. Andere nutzen ein Sampling und kaufen nur eine repräsentative Auswahl, um die Kosten zu senken, was wiederum die Performance leicht beeinträchtigen kann. Dann gibt es noch die synthetische Replikation, bei der ETFs Finanzkontrakte (Derivate) verwenden, welche die Performance des Index imitieren, anstatt dass die tatsächlichen Aktien erworben werden. Diese Methode ist zwar effizient, birgt aber auch Risiken – vor allem, wenn die Gegenpartei, die hinter dem Vertrag steht, in Schwierigkeiten gerät. Jede Methode wirkt sich darauf aus, wie genau der ETF den Index abbildet und welche Risiken damit verbunden sind.
Fondsgrösse: Grössere Fonds haben in der Regel eine bessere Liquidität und geringere Geld-Brief-Spannen, wodurch sie einfacher und günstiger zu handeln sind. Bei sehr kleinen ETFs besteht die Gefahr, dass sie aufgelöst werden, wenn sie nicht genügend Anleger anziehen.
Wie ETFs mit Dividenden umgehen
Ausschüttende ETFs: Sie zahlen Dividenden direkt an Investoren in regelmässigen Abständen (z. B. vierteljährlich oder jährlich). Das ist ideal, wenn du passives Einkommen möchtest.
Thesaurierende ETFs: Die Dividenden werden automatisch reinvestiert und tragen dazu bei, dass deine Investition mit der Zeit steigt. Das kann in manchen Fällen steuergünstiger sein. Ausserdem ist es praktischer, wenn du die Dividenden ohnehin in denselben ETF reinvestieren willst.
Tipp von Yuh: Um herauszufinden, wie dein ETF Dividenden behandelt, schaue im Factsheet unter «Dividendenpolitik», «Ausschüttungsmethode» oder «Ertragsinformationen» nach.
Hüte dich vor Währungsschwindeleien!
So kann ein ETF zum Beispiel auf USD lauten, aber in CHF gekauft werden. Dein Währungsrisiko hängt von den Währungen der zugrunde liegenden Vermögenswerte ab, nicht von der Fondswährung.
Beispiel: Ein «World»-ETF kann in CHF notiert sein, aber wenn er hauptsächlich US-Aktien enthält, ist dein tatsächliches Engagement in USD.
Tipp von Yuh: Auf den Factsheets sind sowohl die Handels- als auch die Fondswährung angegeben, daher solltest du vor dem Kauf beide prüfen.
Vermögensallokation: Es kommt darauf an, was in einem ETF enthalten ist
Nur weil ein ETF die Bezeichnung «World» trägt, bedeutet das nicht, dass er tatsächlich die ganze Welt abdeckt. Viele globale ETFs sind stark auf die USA und andere grosse Industrieländer ausgerichtet.
Der MSCI World ETF zum Beispiel besteht hauptsächlich aus Aktien aus Nordamerika und Europa, mit einer starken Konzentration von US-Tech-Giganten.
Die wichtigsten Punkte im Factsheet:
Top-Holdings: Die grössten Aktien des ETFs – diese haben den grössten Einfluss auf die Performance.
Sektorallokation: Einige ETFs sind überraschenderweise auf bestimmte Branchen konzentriert (z. B. sind viele grosse ETFs stark in der Technologiebranche engagiert).
Geografisches Engagement: Wie breit ist der ETF über verschiedene Länder und Regionen gestreut?
Tipp von Yuh: Wenn du glaubst, dass du global investierst, dein ETF aber zu 70 % aus US-Aktien besteht, solltest du deine Strategie überdenken.
Performance und Risiko: Auf die Details kommt es an
Tracking-Differenz: Diese zeigt, wie genau der ETF seinem Index folgt. Eine grosse Abweichung könnte auf höhere Kosten oder ein ineffizientes Management hinweisen.
Volatilität: Zeigt an, wie stark der Kurs des ETFs schwankt. Eine höhere Volatilität bedeutet ein höheres Risiko.
Tracking-Error: Damit wird gemessen, wie genau der ETF seinen Index nachbildet. Niedriger ist besser.
Oft wirst du Performancediagramme sehen, die den ETF mit seinem Benchmark-Index vergleichen. Bedenke, dass die Wertentwicklung in der Vergangenheit keine Garantie für zukünftige Ergebnisse ist, aber sie kann Aufschluss über die Beständigkeit und Zuverlässigkeit geben.
Das Factsheet enthält auch einen Abschnitt über Risiken mit Informationen über mögliche Anlagerisiken, wie beispielsweise:
- Währungsrisiko
- Marktschwankungen
- Liquiditätsrisiko
- Kontrahentenrisiko (falls zutreffend)
- Potenzielles Risiko einer Fondsschliessung
Besondere Anhaltspunkte bei Anleihen-ETFs
Modifizierte Duration: wie empfindlich der ETF auf Zinsänderungen reagiert
Durchschnittliche Rendite: die erwartete Rendite auf Basis der aktuellen Anleihekurse
Bonitätsbewertungen: eine Aufschlüsselung der Bonität der Anleiheemittenten
Fälligkeitsverteilung: die Mischung aus kurz-, mittel- und langfristigen Anleihen
Im Gegensatz zu Aktien-ETFs reagieren Anleihen-ETFs empfindlicher auf Zinssätze – wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihekurse in der Regel.
Tipp von Yuh: Die Factsheets von Anleihe-ETFs enthalten auch Emittentenratings und eine Aufschlüsselung der Anleihen nach Restlaufzeit, die normalerweise in Torten- oder Balkendiagrammen dargestellt wird.
Handel und Liquidität: Wo du den ETF kaufst, spielt eine Rolle
Tipp von Yuh: Schau in den Handelsinformationen nach, wo der ETF gelistet ist und ob er mit deinem bevorzugten Broker übereinstimmt.
ETF-Factsheets: Das Kleingedruckte, das alle Anleger lesen sollten
Wenn du sie richtig entschlüsselst, kannst du:
✅ versteckte Gebühren erkennen und Kosten vergleichen (TER, Tracking-Differenz)
✅ irreführende ETF-Namen vermeiden
✅ eine angemessene Diversifizierung über Sektoren und Regionen sicherstellen
✅ die richtige Dividendenausschüttungsmethode für deine Bedürfnisse wählen
✅ die Risiken verstehen, bevor du investierst
Nur nichts überstürzen! Bevor du in einen ETF investierst, nimm dir ein paar Minuten Zeit, um das Factsheet zu lesen. Dieser zusätzliche Schritt kann dich davor bewahren, in etwas zu investieren, das nicht zu deiner Strategie passt.