Gerade war noch alles in Butter, doch plötzlich wachst du mit mehr Schulden als Haaren am Kopf auf? Wir wollen nichts beschönigen: Schulden sind kein leichter Tobak, aber es gibt Wege und Lösungen aus dem finanziellen Labyrinth – hier die Kurzversion für Eilige:
 
  • Früh intervenieren: Suche dir professionelle Hilfe und erstelle einen Plan zur Bewältigung deiner Schulden, um deine Chancen auf Erfolg zu erhöhen.
  • Konsultiere eine Schuldenberatungsstelle: Professionelle Beratung und Erstellung eines Sanierungsbudgets können dir helfen, deinen Schuldenberg schrittweise abzubauen.
  • Manchmal sind rechtliche Schritte notwendig, wie aussergerichtliche Vergleiche oder der Privatkonkurs – aber bitte nie ohne rechtliche Beratung!
  • Vorsicht vor kommerziellen Schuldensanierern: Achte auf Kostenstrukturen und überprüfe die Seriosität und Reputation des Unternehmens.
  • Aus Fehlern lernen: Analysiere dein Konsumverhalten, übe Selbstkontrolle aus und baue einen Notfallfonds auf, um zukünftige finanzielle Krisen zu vermeiden.
  • Es ist entscheidend, einen realistischen Plan zur Schuldensanierung zu entwickeln, der auf die persönliche finanzielle Situation zugeschnitten ist.
 
 
Wie formulierte es Goethe in seinem Zauberlehrling? «Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.» Die berühmte Ballade handelt von Selbstüberschätzung und einem Schlamassel, aus dem man alleine nicht mehr so leicht herausfindet. Natürlich kann Überschuldung nicht immer gleich mit Selbstüberschätzung gleichgesetzt werden – die wenigsten Schuldner*innen leben wirklich bis zum Crash in Saus und Braus – und doch fühlt man sich mit Schulden eigentlich wie der arme Zauberlehrling, der ohne seinen Meister nicht aus seinem Dilemma herauskommt.
Doch Hilfe gibt es – und sie ist greifbarer, als du denkst. Dieser dritte und letzte Teil zum Thema Schulden sucht nach Auswegen aus dem Schuldenchaos und zeigt dir Wege und Möglichkeiten zur erfolgreichen Schuldensanierung.

Schulden – und was jetzt?

Wir leben in einer Zeit, in der auf Instagram, TikTok & Co der schöne Schein zelebriert wird. Menschen inszenieren ihr perfektes Leben, ihren luxuriösen Lebensstil, der von vielen als bewundernswert empfunden wird und ganz selbstverständlich suggeriert, dass jeder alles erreichen kann. All die «Shiny Happy People» lassen schnell vergessen, wie die Welt da draussen für mindestens 500’000 Schweizer*innen wirklich aussehen kann: weniger glitzernd, denn sie sind überschuldet. Laut dem Dachverband der Schuldenberatung Schweiz ist das ein soziales Problem, das oft unterschätzt wird. Die Sanierung der Schulden ist oft gar nicht so einfach, denn wer etwa eine Pfändung erhält, muss mit dem betreibungsrechtlichen Existenzminimum auskommen. Des Weiteren bleibt ein Grossteil der Schulden an den Kantonen hängen, denn das Gesetz sieht vor, dass sie Steuer-, Krankenkassen- und auch andere Schulden inklusive Folgekosten übernehmen müssen. Ein endloser Teufelskreis …

Frühe Intervention und Schuldenberatung in der Schweiz

Wenn du nicht zufällig gerade den Lotto-Jackpot geknackt hast, ist das Wegzaubern von Schulden à la Houdini leider keine Option. Der erste Geheimtipp bei einem finanziellen Desaster ist die frühzeitige Intervention: Wenn man erkennt, dass man direkt auf den finanziellen Eisberg zusteuert, sollte man professionelle Hilfe suchen und einen Plan zur Bewältigung der Schulden erstellen. Die Chancen auf eine erfolgreiche Lösung erhöhen sich so enorm.
Wenn es bereits zu spät ist, man schon (zu) tief im Minus drinsteckt und seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, sollte man rasch handeln, denn es gibt Dinge, die man konkret tun und Institutionen, die man kontaktieren kann.
Als Erstes ist es ratsam, die eigene finanzielle Situation realistisch zu bewerten. Verschaff dir Überblick über dein Budget. Hast du eine klare Sicht auf dein Einkommen und die Ausgaben, kannst du mit dem Aufschreiben aller Schulden weitermachen. Dabei solltest du auch Hypotheken, Kreditkarten, Darlehen und alle weiteren Verbindlichkeiten berücksichtigen. Mit diesen Aufzeichnungen wendest du dich am besten an eine Schuldenberatungsstelle. Es gibt in jedem Kanton gemeinnützige Organisationen, die individuelle Beratung kostenlos anbieten. Hier findest du eine Liste aller kantonalen Beratungsstellen. Indem man frühzeitig professionelle Hilfe sucht und einen strukturierten Plan zur Schuldenregulierung erstellt, ist es möglich, den Schuldenberg schrittweise abzubauen und eine positive finanzielle Zukunft aufzubauen.

Das Sanierungsbudget als Schlüssel zur Schuldensanierung
 

Die Schuldnerberatung prüft zunächst, ob eine Schuldensanierung überhaupt möglich ist. Dazu erstellt sie zunächst ein Sanierungsbudget bzw. einen Tilgungsplan. Zunächst wird analysiert, wie viel Geld nach Abzug der monatlichen Lebenshaltungskosten übrig bleibt. Ausserdem wird geprüft, wo die monatlichen Ausgaben des/der Schuldner*in reduziert werden können (z.B. bei Leasingverträgen, Kreditverträgen oder unnötigen Versicherungen), um die Schulden schneller abzubauen. Der Schuldenbereinigungsplan umfasst auch verschiedene andere Massnahmen, wie z.B. die Konsolidierung von Schulden oder die Neuverhandlung von Zahlungsbedingungen. Zur Schuldensanierung gehört ausserdem die regelmässige Überprüfung des Schuldentilgungsplans. So können die Fortschritte verfolgt und gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden. Es kann sich herausstellen, dass das Budget angepasst werden muss, dass eine zusätzliche Einkommensquelle gesucht werden muss oder die Zahlungspläne mit den Gläubigern neu verhandelt werden müssen.

Rechtliche Schritte und Umgang mit Schulden

Manchmal kommst du einfach nicht drumherum, rechtliche Schritte einzuleiten, um deine Schulden in den Griff zu bekommen. Hier in der Schweiz hast du verschiedene Möglichkeiten, wie den privaten Schuldenausgleich (aussergerichtlicher Vergleich) oder den Privatkonkurs. Beim aussergerichtlichen Vergleich versuchst du, mit deinen Gläubigern eine Vereinbarung zur Schuldenrückzahlung zu treffen, ohne dass ein formelles Insolvenzverfahren nötig ist. Das kann Ratenzahlungen, einen Teilerlass der Schulden oder eine Umschuldung beinhalten. Oft wird hierbei ein Anwalt oder Schuldenberater vermitteln, um sicherzustellen, dass beide Seiten sich an die Vereinbarung halten.
Aber anders als in manch anderen Ländern führt ein aussergerichtlicher Vergleich nicht automatisch zu einem gerichtlichen Schuldenerlass. Du bleibst weiterhin in der Pflicht, dich an die getroffenen Vereinbarungen zu halten und die Zahlungen zu leisten.
In manchen Fällen kann es jedoch Sinn machen, den Privatkonkurs, auch bekannt als «privatwirtschaftliches Nachlassverfahren», beim Gericht anzumelden. Hierbei haben Privatpersonen die Möglichkeit, ihre Schulden zu regulieren, wenn sie zahlungsunfähig sind. Zunächst musst du deine Zahlungsunfähigkeit nachweisen und dann einen Antrag beim Betreibungsamt stellen. Du musst eine genaue Auflistung deines Vermögens und deiner Schulden vorlegen. Das Betreibungsamt prüft dann dein Vermögen und entscheidet, ob es verkauft werden muss, um deine Schulden zu begleichen. Du kannst auch einen Sanierungsplan vorlegen, der vorsieht, wie du deine Schulden in einem angemessenen Zeitraum begleichen willst. Dieser Plan wird in einer Gläubigerversammlung diskutiert und kann angenommen, abgelehnt oder geändert werden. Wenn der Plan angenommen wird, musst du die vereinbarten Zahlungen leisten. Nach Abschluss des Sanierungsverfahrens und Begleichung der Schulden wird das Verfahren beendet. Eventuell verbleibende Restschulden können erlassen werden.
Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass die Forderungen des Betreibungsamts aufgeschoben werden, Gehaltspfändungen pausiert und somit zusätzliche Zinsen auf unbezahlte Schulden vermieden werden. Der Privatkonkurs bietet einen kleinen Boxenstopp, da der Zeitplan für die Schuldenrückzahlung ausser Kraft gesetzt wird.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das privatwirtschaftliche Nachlassverfahren in der Schweiz recht komplex ist und mit rechtlichen und finanziellen Konsequenzen verbunden ist. Es ist ratsam, sich an einen Fachanwalt für Insolvenzrecht oder eine Schuldnerberatungsstelle zu wenden, um eine umfassende Beratung zu erhalten und die besten Optionen für deine individuelle Situation zu besprechen.

Vorsicht vor kommerziellen Schuldensanierern

Gleich wie du dich davor hüten solltest, ein Loch aufzureissen, um ein anderes zu stopfen, solltest du dich auch bei kommerziellen Schuldensanierern in Acht nehmen. Die Wahl des richtigen Partners für die Schuldensanierung ist entscheidend. Während es viele seriöse Beratungsstellen gibt, sollten kommerzielle Anbieter mit Vorsicht genossen werden. Spätestens wenn das Unternehmen damit wirbt, dich jetzt und sofort von allen Sorgen zu befreien oder gar damit, deine Schulden direkt zu übernehmen, sollte die «Red Flag» schon wild am Fahnenmast wehen, denn eine sofortige Schuldensanierung gibt es nicht. Solltest du trotzdem einen Lösungsansatz mit einem kommerziellen Schuldensanierer erwägen, musst du Folgendes beachten: Schuldensanierer berechnen Gebühren für ihre Dienstleistungen. Es ist wichtig, die Kostenstruktur zu verstehen, bevor man sich entscheidet. Recherchiere Reputation und Erfahrung des Unternehmens und lies immer das Kleingedruckte – das Unternehmen sollte alle gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften einhalten.

Wie beendet man das finanzielle Fiasko?

Wir gehören ja nun definitiv nicht zum Expertenstamm zur chinesischen Philosophie, aber was Konfuzius einst über Fehler sagte, passt einfach zum Thema: «Wer einen Fehler gemacht hat und nicht korrigiert, begeht eine zweiten!» Egal, wie du zu deinen Schulden gekommen bist, während des Prozesses der Schuldensanierung ist es notwendig, dass du verstehst, wie du in die finanzielle Misere geraten bist und eventuelle Fehler nicht wiederholst. Analysiere und hinterfrage dein Konsumverhalten, streiche unnötige Ausgaben und erkenne das Optimierungspotential. Nur wenn du die Ursachen deiner Geldprobleme identifizierst, kannst du besser verstehen, welche Verhaltensweisen vermieden werden sollten und finanzielle Selbsthilfe leisten. Als Nächstes kannst du dich über finanzielle Grundlagen, wie Budgetierung, Schuldenmanagement, Sparen und Investieren informieren. Je mehr du darüber weisst, desto besser kannst du fundierte finanzielle Entscheidungen treffen. Reflektiere regelmässig über deine finanziellen Entscheidungen und identifiziere Bereiche, in denen du besser werden kannst. Übe Selbstkontrolle und vermeide impulsive Ausgaben. Lege einen Notfallfonds an, um unerwartete Ausgaben abzudecken und zukünftige finanzielle Krisen zu verhindern. Ein solider Notfallfonds kann dazu beitragen, dass du nicht erneut in Schulden gerätst. Last but not least: Wir haben es zwar schon mehrmals erwähnt, aber einmal geht’s noch: Sprich über deine Probleme und nimm professionelle Hilfe in Anspruch. Schuldenberater, Finanzberater und auch Therapeuten sind Fachleute, die dir bei der Bewältigung deiner Probleme helfen können. Und lass uns auch die Bedeutung des sozialen Supports kurz ansprechen: Manchmal hilft es, sich mit Freunden und Familie auszutauschen oder sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Geteiltes Leid ist halbes Leid und die emotionale Unterstützung kann auch ihren Teil dazu beitragen, den Umgang mit Schulden zu erleichtern.

Fazit

Schuldensanierung in der Schweiz ist kein Zuckerschlecken, aber es gibt Wege aus dem Chaos. Die wichtigsten Schritte sind die frühzeitige Intervention, die Konsultation einer Schuldenberatungsstelle, die Entwicklung eines realistischen Sanierungsplans und das Lernen aus finanziellen Fehlern. Mit der richtigen Unterstützung und einem klaren Plan ist es möglich, die Kontrolle über die eigene finanzielle Situation zurückzugewinnen und einen Neuanfang zu wagen. Also, Kopf hoch und durch – mit dem richtigen Plan können Schulden erfolgreich bewältigt und ein solides Fundament für eine bessere finanzielle Zukunft gelegt werden. Willst du noch tiefer ins Thema eintauchen? Lies auch unsere anderen Artikel zum Thema Schuldenprävention und die Schuldenlandschaft in der Schweiz.